Wasser, Wein und Sophokles

Das an einem Hang gelegene, kleine Dorf nur wenige Kilometer vom Weinhauptort Nemea entfernt, wirkt wie ein Labyrinth. Die engen, verwinkelten Gassen mit einfachem Beton oder sogar nur Schotter als Straßenbelag sind nicht pittoresk, die kleinen Häuser funktionell. In den schmalen Höfen stehen landwirtschaftliche Maschinen und Fässer. Arbeitsam wirkt es hier. Fabrikgeländeatmosphäre statt Weingutästhetik. Sophokles' kleines Weingut hat dennoch Charme. Bodenständig und ökologisch wird es betrieben. Sophokles baut wenig Trauben an, dafür aber mit voller Hingabe.

Weltmeister bei der Weinherstellung sind Italien und Frankreich, die jährlich über 45 Millionen Hektoliter produzieren. In Griechenland werden pro Jahr nur etwa 3,5 Millionen Hektoliter Wein auf rund 120.000 Hektar Weinbaufläche produziert. Nur 122.000 Hektoliter werden nach Deutschland exportiert. Die zweitwichtigste Weinregion nach dem westgriechischen Festland ist der Peloponnes. Hier werden rund 85.000 Tonnen hergestellt. In Deutschland beträgt die gesamte Anbaufläche zwar nur etwas über 100.000 Hektar, dennoch wird hier mit 10,5 Millionen Hektolitern fast die dreifache Menge dessen hergestellt, was die Griechen schaffen. Der Weinexport von Deutschland nach Griechenland ist trotzdem so gering, dass er in keiner Statistik auftaucht. Die Griechen lieben ihre eigenen Weine.

"Wir produzieren ca. acht bis zehn Tonnen Wein pro Jahr", sagt Sophokles, während er den Lieferwagen vorsichtig durch die enge Zufahrt zu seinem Weingut rangiert. Vangelio ist ihm einweisend eine große Hilfe; die Zufahrtsstraße ist gerade breit genug um den Lieferwagen durchzulassen. Schließlich parkt der Wagen vor einem großen Tor im Hof des Weinguts "Sophokles Papaioannou". "Jetzt erledigen wir erstmal die Arbeit, danach zeige ich dir unser kleines Anwesen", sagt Sophokles. Dann betritt er den Produktionsraum. Halb Keller, halb Großgarage, erstreckt sich die Weinherstellungskammer hinter dem Holztor, unterhalb des Wohnhauses.

"Wir müssen den frischen Retsina mit etwas Wasser versetzen, er ist noch zu stark", sagt Sophokles und fragt: "Wie heißt das noch auf Deutsch? Federweißer?"

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