Oktopus und Adonis

"Vor zehn Jahren wurden die Ställe hier noch benutzt", sagt Adonis. Jetzt liegen die Ruinen brach. Schäfer gibt es hier heute kaum noch. Es ist allerdings keinesfalls so, dass Melancholie aufkäme, denn viel zu herrlich, erfrischend und aktivierend ist unser Spaziergang. Früher ist Adonis hier regelmä ßig mit den Hunden unterwegs gewesen, oder er ist den Berg hinauf gejoggt. Doch mit seiner Pensionierung habe ihn auch ein bisschen die griechische Faulheit gepackt, erwähnt er beiläufig. Als wir auf dem Gipfel des Hügels ankommen bietet sich uns ein traumhafter Blick über zwei Buchten.

Das tiefblaue Meer wirkt in der untergehenden Sonne noch eindrucksvoller, und Adonis ruft mir jetzt, hier oben, zu: "Ich bin ein Idiot, dass ich nicht jeden Tag hier herauf spaziere. Es ist so unglaublich schön!" Aus einem entfernten Tal dringt plötzlich ein furchteinflößendes Hundegebell zu uns hinauf. "Wo ist Aleko?" Adonis blickt sich erschrocken um. Gerade eben war der kleine, zarte Mischlingshund noch in unserer Nähe, doch jetzt ist von ihm nichts mehr zu hören und schon gar nichts zu sehen. Wir machen uns Sorgen, dass der Kleine in die Fänge wilder, herumstreunender Hunde geraten sein könnte. Laut rufend laufen wir umher und suchen den Ausreißer. Nichts! Adonis ist sichtlich besorgt: "Die haben Aleko gefressen!"

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